Banking 2.0

Gesellschaft und Veränderung hängen ganz eng miteinander zusammen und häufig lässt sich nicht sagen, ob sich die Gesellschaft verändern wollte oder Neuerungen sie zu einer Veränderung gebracht haben. Betroffen von solchen Veränderungen ist jede Branche. Verkehrspolizisten werden häufig nur noch eingesetzt, wenn die Ampelanlage defekt ist, Taxis verlassen sich zwar noch auf Pferdestärke, aber nur dem Namen nach, und das Sparschwein gibt es so heute fast nur noch bei Kindern.

 

Der Lauf der Zeit im Finanzsektor

Betrachtet man die Geschichte der Banken, so stellt man schnell fest, dass auch diese sich Veränderungen anpassen mussten. Das Einzahlen von Geld zum Sparen und sicheren Verwahren ist schon seit langen nicht mehr so, wie es noch im Mittelalter mit Wechslertischen oder im letzten Jahrhundert mit Lohntüten stattfand. Für ein normales Alltagsleben ist ein Girokonto unerlässlich geworden und ein Großteil der Transaktionen bezieht sich auf Geld, das womöglich nie physisch als Scheine oder Münzen existiert hat, sondern stets nur als gutgeschriebener Wert von einem Konto auf das nächste wanderte. Daher ist es nicht sonderlich erstaunlich, dass die technischen Möglichkeiten Online-Banking so attraktiv machen.

 

Ihre Eigenständigkeit

Überlegen Sie sich bitte einmal, welche der Handlungen, die Sie bei der Handhabung Ihrer täglichen Finanzen ausführen, absolut nur in einer Filiale abgeschlossen werden können. Die Rechnungen können Sie mit einer Online-Überweisung begleichen, handelt es sich um regelmäßig anfallende Beträge wie die Miete, können Sie dort ebenfalls einen Dauerauftrag einrichten. In einer Filiale würden Sie diese Transaktionen höchstwahrscheinlich auch an einem SB-Terminal durchführen, nicht zuletzt, da bei der Kasse eine Gebühr erhoben wird. Ein Automat, der noch nicht einmal immer nur in Filialen zu finden ist, zahlt Ihnen Geld aus und Bewegungen auf Ihrem Konto haben Sie im Kundenportal im Blick – ganz ohne Papierverschwendung und Umweltbelastung. Eine Beratung oder Antworten auf Fragen sind häufig die Punkte, bei denen Filialen besser dastehen sollten. Aber durch Live-Chats kann auch dies online geregelt werden.

 

Aufstieg der Moderne

Aus diesen Gründen ist es nicht weiter verwunderlich, dass sich Online-Banking einer großen Beliebtheit erfreut. In Europa nutzen 49 Prozent diese Möglichkeit, wobei Spitzenreiter mit über 80 Prozent unsere skandinavischen Nachbarn Dänemark und Finnland sind. Aber auch Deutschland liegt mit 53 Prozent über dem EU-Durchschnitt. Es lässt sich jedoch eine klare Tendenz der Nutzer erkennen, die unzweifelhaft mit dem Alter zusammenhängt, aber wohl auch mit Bildungsabschluss und Einkommen. Demnach liegt der höchste Anteil von 74 Prozent an Nutzern bei der Gruppe der zwischen 25 und 34 Jahren. Hierbei handelt es sich um die Generation, die bereits mit Computern aufgewachsen und die auch schon alt genug sind, ihre Geldgeschäfte alleine regeln zu können oder zu müssen.

 

Zusätzliche Leistungen der FinTech

In die genannte Statistik zählen natürlich alle Arten von Online-Banking, an den etablierten Großkonzernen ist diese Neuerung natürlich nicht völlig vorbeigegangen und so gehört das Kundenportal auf der Webseite zum guten Ton. Aber auch reine Online-Banken wie N26 erfreuen sich immer größerer Beliebtheit. Das Unternehmen verzeichnet nach eigenen Angaben 1 Millionen Kunden und agiert in 17 europäischen Ländern. Diese FinTech-Startups streben danach, Banking so einfach wie möglich zu machen, die bereits bekannten Funktionen für Online-Banking stehen natürlich zur Verfügung, häufig können auch Spareinlagen oder Kredite unkompliziert beantragt werden, es wird ein Geldtransfer ähnlich wie PayPal integriert und Bewegungen lassen sich mit Hashtags sortieren, teilweise sogar in Diagrammen anzeigen. Viele Angelegenheiten lassen sich inzwischen komplett ohne Bargeld, sondern per EC-Karte regeln, aber brauchen Sie doch einmal Geld, können Sie bei reinen Online-Banken über Partnerunternehmen Geld abheben, beispielsweise an der Supermarktkasse.

 

Dauerbrenner Filiale

Trotz dieser Vorteile werden Apps bisher noch nicht so ausgiebig genutzt, wie sie von Entwicklern ausgelegt wurden und aus anderen Statistiken geht hervor, dass zwar viele ihre Bankgeschäfte online abwickeln, aber 68 Prozent dennoch nicht auf eine Filiale verzichten möchten.

 

Eine Frage der Sicherheit

Dies liegt möglicherweise an Sicherheitsbedenken. Gerade die Datensicherheit spielt in der heutigen Zeit eine zunehmend große Rolle und sichere Übertragungen können einen entscheidenden Vorteil gegenüber anderen Konkurrenten bieten. Dabei sollten wir uns keine Illusionen machen, dass unsere Daten bei einer Filialbank auf jeden Fall sicherer wären als bei einer Online-Bank. Schließlich werden Kundendaten und Transaktionen auch bei den bewährten Unternehmen nicht mehr in Archiven voller Papier gesammelt, sondern liegen auf einem Server und sind damit potentielles Ziel von Hackerangriffen. Hinzu kommt, dass unterwegs nur ungesicherte Netze zur Verfügung stehen, über die Ihr Datenverkehr abgefangen werden könnte. In einigen Fällen werden auch Zweifel bezüglich der Sicherheit einer App geäußert, ob ein Zugang am Passwort vorbei möglich wäre. In einigen Fällen können Sie sich per Fingerabdruck authentifizieren, aber eine Zwei-Wege-Authentifizierung wie beim Online-Banking mit TAN-System entfällt häufig und kann dadurch Bedenken hervorrufen.

 

Kurzer Blick in die Kristallkugel

Die großen Konzerne nutzen einige der technischen Neuerungen, aber bisher haben Sie noch die Kunden auf ihrer Seite, die gerne eine Filiale in der Nähe haben. Weitere Veränderungen, die von Start-ups im FinTech-Bereich entwickelt werden, stehen natürlich unter ihrer Beobachtung. Ob eine Übernahme oder Beteiligung an diesen Neuerungen erfolgt, ob selbst ein ähnliches System entwickelt wird oder ob die Veränderungen ignoriert werden und damit den Online-Banken mehr Kunden zuspielen, bleibt abzuwarten.