Anteil der Aktienfonds mit Erfolgsvergütung hat
sich seit 2000 verdoppelt / Union Investment verlangt bei 76 Prozent
der Aktienfonds Performance-Fee, Allianz Global Investors lediglich
bei 30 Prozent / Gesetzesänderung könnte Gebührenanhebung ab Sommer
2011 erschweren
Viele Fondsanbieter haben im Zuge der Finanzkrise zusätzlich zu
einer fixen Verwaltungsvergütung erfolgs¬abhängige Gebühren
eingeführt. Dies gilt insbesondere für Aktienfonds. „Der Anteil der
Aktienfonds mit Erfolgsgebühr hat sich in den vergangenen zehn Jahren
verdoppelt“, sagte Ed Moisson vom Analysehaus Lipper gegenüber dem
Anlegermagazin ,Börse Online– (Ausgabe 49/2010, EVT 2. Dezember). Vor
allem die großen deutschen Gesellschaften schlagen zu, wie eine
–Börse Online—Umfrage ergeben hat. So erhebt Allianz Global
Investors eigenen Angaben zufolge bei 30 Prozent der Aktienfonds eine
Performance-Fee. Bei Union Investment trifft dies auf 76 Prozent der
Aktienfonds zu, bei Deka auf 59 Prozent und bei DWS auf 34 Prozent.
Damit ist im Durchschnitt bei jedem zweiten Aktienfonds von einem der
Marktführer eine erfolgsabhängige Gebühr fällig.
Künftig wird es für die Anbieter vermutlich schwieriger, neue
Gebühren einzuführen. Denn nach den Plänen des
Bundesfinanzministeriums sind Gebührenänderungen ab Sommer 2011
genehmigungspflichtig. Dann dürfte das überarbeitete Investmentgesetz
in Kraft treten, das eine entsprechende EU-Richtlinie umsetzt. Der
Gesetzesentwurf, der ,Börse Online– vorliegt, sieht vor, dass die
deutsche Finanzaufsicht BaFin künftig Änderungen der Gebühren
zustimmen muss. „Unangemessene Kosten“, die Anlegerinteressen
zuwiderlaufen, dürften die Anbieter dann nicht mehr verlangen.
Allerdings ist noch unklar, was die BaFin als angemessen akzeptiert
und welche Kostenstrukturen sie stoppen wird. Die neue Regelung
verbietet Erfolgsgebühren nicht generell.
Erhebt ein Anbieter eine Erfolgsgebühr, bedeutet das in der Praxis
aber nicht zwangsläufig, dass der Anleger diese auch tatsächlich
zahlen muss. Wie das Analysehaus Lipper für –Börse Online–
ermittelte, ist bei 19 Prozent aller Aktienfonds, die in Deutschland
vertrieben werden, eine Extragebühr festgelegt, doch lediglich bei
sieben Prozent wurde sie in den vergangenen zwölf Monaten auch
kassiert. Für Anleger bedeutet das: Fonds mit Erfolgsgebühr sind
nicht automatisch bessere Produkte. „Anleger sollten sichergehen,
dass sie die Gebührenstruktur verstehen, bevor sie investieren“,
empfiehlt Moisson.
Die Extrakosten sind unterschiedlich gestaltet. Die meisten
Anbieter koppeln die Erfolgsvergütung an einen oder mehrere Indizes.
Übertrifft der Fonds die Messlatte in einem Geschäftsjahr, kassiert
die Firma die Extragebühr. Oft sind das 20 bis 25 Prozent der
Mehrrendite. Einige Fonds messen sich aber nicht an einem Index,
sondern nennen eine konkrete Rendite, zum Beispiel fünf Prozent, als
Referenz.
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