Kritik an Regierungen: „Die Politik trägt die
Verantwortung für die Schulden- und die Börsenkrise“ / „Schwerste
Börsenphase, die wir während meiner Laufbahn je hatten“ / Empfehlung:
weniger Aktien, mehr Bargeld
Jens Ehrhardt, Chef der Vermögensverwaltung DJE Kapital in
Pullach, sieht die Schuld für die aktuelle Börsenkrise bei den
Regierungen. Der renommierte Vermögensverwalter sagte im Interview
mit dem Anlegermagazin –Börse Online– (Ausgabe 35/2011, EVT 25.
August 2011): „Die Märkte sind politisch manipuliert, daran besteht
kein Zweifel.“ Noch nie sei der Einfluss der Politik so stark zu
spüren gewesen wie derzeit. Mittlerweile sei das richtige Timing für
Aktienkäufe und -verkäufe fast unmöglich geworden. „Der Grund dafür
sind die ständigen Eingriffe der Politik. Sie trägt die Verantwortung
für die Schulden- und die Börsenkrise. Denn wenn sich die
Regierungschefs äußern, schlägt dies direkt auf die Lage an den
Börsen durch.“ Auf eine Lösung der Krise warte man bislang vergebens.
Ehrhardt, der seit 1969 als Investor aktiv ist, nannte die
aktuelle Börsenphase die schwerste und intransparenteste seiner
Laufbahn. Früher seien die Signale an den Märkten klarer gewesen,
heute habe die Komplexität deutlich zugenommen. Aktienanleger hätten
die Schuldenlast der Industriestaaten in Europa und Amerika früher
schlichtweg vernachlässigen können, dies sei jetzt nicht mehr
möglich. „Ein ganzes Bündel von Einflussgrößen hat sich sehr stark
verändert“, sagte der Vermögensverwalter.
Ehrhardts aktuelle Anlagestrategie lautet: weniger Aktien, mehr
Kasse. In den defensiven Fonds seines Hauses hat der
Vermögensverwalter die Aktienquote auf 25 Prozent gesenkt, in allen
anderen in der Regel auf 50 Prozent. „Die freigewordenen Gelder
halten wir derzeit vor allem in Cash, so bleiben wir flexibel – was
sehr wichtig ist angesichts der aktuell hohen Schwankungen an den
Märkten.“ Einen Teil investiere er auch in Gold. Ein Investment in
Bundesanleihen hält Ehrhardt dagegen für paradox: „Deutschland steht
indirekt für einen Großteil der Schulden im Euro-Raum gerade, aber
das macht den Anlegern keine Angst. Sie kaufen trotzdem
Bundesanleihen.“ Die derzeitigen Mikrorenditen für Anleihen mit
zehnjähriger Laufzeit könne er seinen Anlegern aber nicht zumuten.
Derzeit werfen solche Bundespapiere nur einen Ertrag von 2,1 Prozent
ab.
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Dennis Kremer, Redaktion G+J Wirtschaftsmedien
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