Das Wachstum der Weltwirtschaft bleibt dank der niedrigen Ölpreise relativ stabil. In geografischer Hinsicht haben die europäischen Konjunkturstatistiken in den vergangenen Wochen angenehm überrascht, was unter anderem auf den Rückgang des Euro zurückzuführen war. In den USA hingegen belasteten die schwierigen Witterungsbedingungen in den Wintermonaten sowie die Stärke des Dollars die Aktivität. Im gesamten ersten Jahresviertel waren die Aktienmärkte sehr lohnend für einen Anleger mit dem Euro als Referenzwährung, weil der Index MSCI World Zuwächse von 15 Prozent in Euro erzielte. „Mit Blick auf das Nullzinsumfeld stufen die Anleger Aktien nach wie vor als Standard-Anlageform ein, obwohl der Hausse-Zyklus der Märkte schon lange andauert“, sagt Guy Wagner, Chief Investment Officer der Banque de Luxembourg und Geschäftsführer der Kapitalanlagegesellschaft BLI – Banque de Luxembourg Investments. „Die Tatsache, dass sich der Zeitraum Mai bis Oktober, der historisch gesehen für Aktien deutlich ungünstiger war als der Zeitraum November bis April, annähere, spricht allerdings dafür, dass Aktien in den kommenden Monaten stärker schwanken dürften.“
USA: Analysten rechnen mit erster zinspolitischer Straffung im September
Im März verwendete US-Notenbankpräsidentin Janet Yellen nicht mehr den Begriff ‚geduldig‘, als sie ihre Haltung gegenüber einer eventuellen künftigen zinspolitischen Straffung beschrieb. Damit lässt sie die Möglichkeit für eine Leitzinserhöhung bei ihrer Sitzung im Juni offen. „Da sie jedoch betonte, dass sie den Prozess einer Zinsanhebung auch nicht ungeduldig angehen wolle, rechnen die Analysten inzwischen mit einer ersten zinspolitischen Straffung im September“, meint der Luxemburger Ökonom. In Europa schloss der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Mario Draghi, aus, das Kaufprogramm von Schuldverschreibungen von 60 Milliarden Euro pro Monat vor September 2016 zu beenden, auch wenn die Inflation in den kommenden Monaten wieder über null Prozent ansteigen sollte.
Quantitative Lockerung der EZB sorgt für erneute Entspannung bei Eurozonen-Staatsanleihen
Wegen des EZB-Programms der quantitativen Lockerung entspannten sich die Staatsanleiherenditen der Eurozone weiter. So gingen die Renditen für zehnjährige Staatsanleihen in Deutschland, Italien und Spanien zurück. Guy Wagner: „Die massiven Interventionen der europäischen Währungsbehörden sprechen nicht für eine Trendwende in der Eurozone, auch wenn die Renditen auf grotesk niedrigem Niveau liegen.“ In den USA entspannten sich die Anleiherenditen ebenfalls. „Seitens der entwickelten Volkswirtschaften bleiben US-Staatsanleihen die interessanteste Alternative, da eine Annäherung der amerikanischen Zinsen auf europäisches Niveau nicht mehr auszuschließen ist, falls die US-Wirtschaft weiter enttäuschen sollte.“
Euro setzt Talfahrt fort
Im März setzte der Euro seine im Mai 2014 begonnene Abwärtsentwicklung fort. Seitdem verlor die Gemeinschaftswährung 22,5 Prozent gegenüber dem US-Dollar. „Da eine erste Anhebung der US-Zinsen vermutlich nicht im Juni, sondern frühestens im September erfolgen wird, dürfte sich die Aufwertung des US-Dollars kurzfristig etwas verlangsamen“, meint Guy Wagner. „Dennoch dürfte der Aufwärtstrend des Dollars anhalten, solange das Szenario eines Zinsanstiegs in den USA nicht vollständig ausgeräumt ist.“