Guy Wagner (Banque de Luxembourg): Aktien bleiben die Standard-Anlageform im Nullzinsumfeld

In den Industrieländern fehlt weiterhin eine überzeugende Lösung für ihr Überschuldungsproblem, in China bestehen wirtschaftliche und finanzielle Unsicherheiten, die Beziehungen zwischen dem Westen und Russland haben sich abgekühlt, Aktienbewertungen befinden sich auf einem recht hohen Niveau. „Trotz all dieser Gegebenheiten bleiben Aktien die Standard-Anlageform im aktuellen Nullzinsumfeld“, sagt Guy Wagner, Chief Investment Officer der Banque de Luxembourg und Geschäftsführer der Kapitalanlagegesellschaft BLI – Banque de Luxembourg Investments. Ungeachtet der Spannungen zwischen den NATO-Ländern und Russland nach der Annexion der Krim an die Russische Föderation blieben auch die Aktienmärkte im März quasi unverändert.

Konjunkturelle Lage in Eurozone verbessert sich – Wirtschaftsaufschwung bleibt fragil
In der Eurozone verbessert sich die konjunkturelle Lage allmählich weiter. „Allerdings bleibt der Wirtschaftsaufschwung aufgrund der begrenzten Vergabe von Bankenkrediten fragil“, so Guy Wagner. In Japan lässt die Aufhellung an der Exportfront trotz der Yen-Schwäche weiter auf sich warten, während höhere Energiekosten einen Anstieg der Realeinkommen der Haushalte verhindern. Vor diesem Hintergrund werde die Nachhaltigkeit der durch das Abenomics-Programm angeschobenen Konjunkturerholung in Frage gestellt, meint der Luxemburger Ökonom.

Weitere Aufwertung des Euro unwahrscheinlich
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat ihre Geldpolitik trotz der geringen Kreditvergabe der Banken und der niedrigen Inflationsrate bisher nicht erneut gelockert. Der Präsident der Deutschen Bundesbank, Jens Weidmann, öffnete jedoch die Tür einen Spaltbreit für den Einsatz unkonventioneller geldpolitischer Maßnahmen seitens der Europäischen Zentralbank, falls der Preisdruck den wirtschaftlichen Aufschwung allmählich in Frage stellen sollte. Für diesen Fall geht Guy Wagner davon aus, dass „eine weitere Aufwertung des Euro in den kommenden Monaten unwahrscheinlich ist“.

Anleiherenditen treten auf der Stelle und bleiben unattraktiv
Anleiherenditen bleiben auf niedrigem Niveau. In den USA sowie in Deutschland traten die langfristigen Renditen praktisch auf der Stelle, und die Langfristzinsen der Peripherieländer entspannten sich weiter. „Generell bleiben die Anleiherenditen der Industriestaaten wenig attraktiv. Dennoch spricht der schwache Teuerungsdruck nicht für einen baldigen Anstieg der langfristigen Zinsen“, meint Guy Wagner.