Kritik an Versicherern: Folgen der Bilanzrechtsreform auf Pensionsrückstellungen als Verkaufsmittel benutzt / BilMoG führt 2010 im Schnitt vermutlich zu 20 Prozent höheren Pensionsrückstellungen

24. November 2010 – Die Auswirkungen des zu
Jahresbeginn in Kraft getretenen Bilanzrechtsmodernisierungsgesetzes
(BilMoG) auf die Rückstellungen für Pensionszusagen haben viele
Versicherer unangemessen als Verkaufsargument genutzt, da die
Auswirkungen vermutlich geringer ausfallen werden, als von den
Versicherern angeführt. Wie das Wirtschaftsmagazin –impulse– (Ausgabe
12/2010, EVT 25. November) berichtet, werden Firmenchefs in der
Bilanz für 2010 die Rückstellungen im Schnitt rund 20 Prozent erhöhen
müssen. Dies bestätigte der Experte für die betriebliche
Altersversorgung Norbert Steinle von der Wirtschaftskanzlei Rödl &
Partner gegenüber –impulse–. „In unserer Praxis sind eher 20 Prozent
Erhöhung die Regel“, erklärte er. Im Einzelfall könne es natürlich
auch mehr sein.

Steinle widersprach damit Äußerungen von Seiten der
Versicherungsbranche, die eine durchschnittlich Erhöhung der
Rückstellungen um 50 Prozent als realistisches Szenario beinhalteten.
Aber auch nur eine 20-prozentige Steigerung der
Pensionsrückstellungen wird für viele Firmen schwer darstellbar sein.
Schließlich stecken in den Bilanzen geschätzte 250 Milliarden Euro
Rückstellungen für Pensionszusagen. Schon heute erhalten rund vier
Millionen Rentner von ihrem einstigen Arbeitgeber jährlich Ruhegelder
in Milliardenhöhe.

Der bAV-Referent bei der Bundesvereinigung der Deutschen
Arbeitgeberverbände (BDA), Florian Swyter, hält das Vorgehen vieler
Versicherer für Panikmache. „Es wird eine alarmistische Stimmung
erzeugt“, so Swyter gegenüber –impulse–. Auch der renommierte
Versicherungsmathematiker und Vorstand der Arbeitsgemeinschaft für
betriebliche Altersversorgung Klaus Heubeck ist skeptisch: „Erst
machen Sie den Unternehmen Angst, und dann präsentieren sie eine
Patentlösung.“ Er sei manchmal „sprachlos, was man Unternehmen alles
andrehen kann“.

Für die Versicherungswirtschaft ist die bAV laut –impulse– ein
Milliardengeschäft. Die 2,6 Millionen Rückdeckungsversicherungen, die
deutsche Firmen bislang abgeschlossen haben, belaufen sich auf mehr
als 100 Milliarden Euro. An diesen Verträgen dürften die Vertriebe
mehr als fünf Milliarden Euro an Provisionen verdient haben.

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