Hannover, Oktober 2010. Dr. Volker Wissing ist in Sorge um die Reformen zur Weiterentwicklung der „Weltfinanzarchitektur“. Der Vorsitzende des Finanzausschusses des Deutschen Bundestages gab 450 Credit Management-Experten anlässlich des Bundeskongresses des Vereins für Credit Management (VfCM) e.V. am 13. und 14. Oktober in Hannover eine persönliche Einschätzung zum Stand der internationalen Verhandlungen.
In seiner Funktion als Kopf einer Delegation des Deutschen Bundestages war Wissing direkt von den Jahresversammlungen des Internationalen Währungsfonds und der Weltbank von Washington nach Hannover gereist. Dort vermittelte er den Teilnehmern des VfCM-Bundeskongresses aus erster Hand einen Eindruck vom Stand der internationalen Verhandlungen über die Neuordnung des globalen Finanzsystems.
Wissing stellte in diesem Zusammenhang vor allem „einen besonders stark ausgeprägten Vertrauensmangel auf internationaler Ebene“ fest. Die Diskussion unter den Staaten sei vor allem durch gegenseitige Blockadevorwürfe geprägt. Die Auffassungen der USA und Europas über den Regulierungsbedarf der Kapitalmärkte seien nach wie vor sehr unterschiedlich. Mit Blick auf China betonte Wissing zudem, dass auch die heterogenen Auffassungen von Wirtschaftspolitik ein großes Problem blieben. Sorge bereite ihm auch die wirtschaftliche Lage in den USA.
Trotz aller Schwierigkeiten zeigte er sich insbesondere vom Vertrauen in die Refinanzierungsfähigkeit der Eurozone und der Gelassenheit der Kapitalmärkte beeindruckt. „Der 750-Milliarden-Rettungsschirm funktioniert, wie die Reaktionen auf die Zahlen aus Irland Anfang September gezeigt haben“, stellte Wissing zufrieden fest. Weiter lobte er die deutschen Regulierungsmaßnahmen inklusive der umstrittenen Bankenabgabe. Ihre Wirksamkeit könne vor allem an den verbesserten Refinanzierungsmöglichkeiten Deutschlands abgelesen werden. „Trotz aller bisher erreichten Erfolge ist jedoch klar, dass die Konsolidierung der öffentlichen Haushalte ein absolutes Muss bleibt“, betonte Wissing weiter. Er forderte von der Politik auch weiterhin Mut zu unpopulären Maßnahmen. Es dürfe auch weiterhin keine Tabus geben.