Kreditmediation hilft, rund 250 Arbeitsplätze zu sichern

Wiesbaden/ Darmstadt/ Kronberg. Zehn große Bikemax-Fachmärkte für Fahrräder und Zubehör in Hessen, Bayern und Baden-Württemberg werden sich weiter gut entwickeln können. Die Märkte, die Anfang des Jahres von Wolfgang Oelschlegel, Gründer der Darmstädter Aktiv Sport AG, an die Bike & Outdoor Company GmbH & Co. KG (B.O.C.), Hamburg, verkauft wurden, sind knapp einer Rückabwicklung der Verträge entgangen. Hintergrund ist ein erfolgreich verlaufenes Kreditmeditationsverfahren zwischen der Aktiv Sport AG und den beteiligten Banken, das letztlich 250 Arbeitsplätze sicherte.

Der Wiesbadener Wolfgang Oelschlegel (56) ist der Prototyp des mittelständischen Unternehmers in Deutschland: Seit 1979 baute er nach und nach sein Einzelhandelsunternehmen auf. Aus einem Fachmarkt für Sportartikel wurden mit der Zeit zwölf, der größte davon mit 3.000 Quadratmetern Fläche. In der Wirtschaftskrise forderten die Banken Sicherheiten für neue Kredite, die Aktiv Sport AG konnte aber nicht nachlegen. Anfang des Jahres gelang es, mit der B.O.C.-Gruppe einen Investor zu finden, der zehn der zwölf Bikemax-Märkte und auch das Gros der Mitarbeiter übernahm. Die Bikemax-Standorte München und Weiterstadt waren nicht Bestandteil des Kaufvertrages und werden weiterhin als Kooperationspartner der B.O.C.-Gruppe von Wolfgang Oelschlegel (München) und Sohn Robert (Weiterstadt) betrieben. Problem nur: Der Verkaufserlös aus den zehn Fachmärkten lag unter den Verbindlichkeiten, die Deckungslücke war zu groß, Banken forderten Kredite zurück und es bestand die Gefahr einer Rückabwicklung der Verträge. Erste Gespräche mit den Geldgebern führten zu keinem Ergebnis, kurz darauf waren die Fronten verhärtet.

Bewegung kam in den Fall, als die Aktiv Sport AG den Kronberger Kreditmediator Rainer Langen um Hilfe bat. Der 53-jährige Ex-Banker und Unternehmerberater, heute Leiter des Deutschen Instituts für Kreditmediation (IKME) in Kronberg, verschaffte sich schnell einen Überblick und erarbeitete ein neutrales Konzept, das die Interessen beider Seiten aufnahm. Das war komplex, denn auf der Seite der Gläubiger standen eine deutsche Großbank, eine Sparkasse, eine Volksbank, ein staatliches Förderinstitut sowie zahlreiche Lieferanten und Vermieter. Mehrere Gespräche und Verhandlungsrunden waren erforderlich, um eine für alle Seiten akzeptable Lösung zu finden. Am Ende des viermonatigen Mediationsprozesses stand jetzt die Einigung über die Vergleichsquoten. Die Vereinbarung erlaubt es nun insbesondere den Banken als den Hauptgläubigern, ihre Bücher über diesen Fall zu schließen. Und Oelschlegel wird sich jetzt auf die Arbeit in dem verbliebenen Fachmarkt in München konzentrieren können.

Für Jürgen Weigand, Aufsichtsratvorsitzender der Aktiv Sport AG, war es das Wichtigste, die drohende Rückabwicklung des Firmenverkaufs zu verhindern: „Wir sahen keine Chance, auf die Schnelle einen neuen Investor zu finden, der alle Arbeitsplätze erhalten und einen höheren Kaufpreis gezahlt hätte.“ Kreditmediator Langen spart nicht mit Lob für die Gläubiger: „Banken, Lieferanten und Vermieter haben einen wichtigen Beitrag dazu geleistet, 250 Arbeitsplätze in den übernommenen Ladengeschäften zu erhalten.“ Auch Weigand nutzte die Gelegenheit, allen Beteiligten zu danken: „Unser Fall ist das beste Beispiel dafür, dass es ein gemeinsames, verantwortungsvolles Handeln von Unternehmern und Banken auch in der Krise geben kann.“ Ohne die Meditation durch den IKME-Gründer wäre man dem Ziel jedoch kaum einen Schritt näher gekommen. Weigand: „Langen hat uns geholfen, die tiefen Gräben zu überwinden, die durch zu hohe Erwartungen und daraus resultierende Enttäuschungen entstanden waren.“ Er rät allen betroffenen Unternehmern, frühzeitig einen Kreditmediator einzubinden: „Schon nach unserem ersten Gespräch mit Langen wussten wir, was wir im Umgang mit den Gläubigern falsch gemacht hatte. Und, dass es einen Weg zu einer für alle nützlichen Einigung geben kann.“